Claudia Oberle

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Baden-Württemberg - Deutschland



Irish History



Es freut mich, dass du dich für die Geschichte Irlands interessierst. Du findest hier wahlweiße eine Kurzzusammenfassung oder einen ausführlichen Text. Viel Spaß beim Lesen!

Kurzzusammenfassung der Geschichte Irlands

Ab 7.500 v. Chr.:
Erste Besiedlung Irlands durch Jäger und Fischer
Ca. 4.000-3.000 v. Chr.: aus dem Westen Kontinentaleuropas wandert ein neues Volk ein, sie hinterlassen die Megalithgräber
Ca. 2.500-2.000 v. Chr.: Neue Einwanderer bringen die Kunst der Metallverarbeitung mit sich nach Irland.
Um 500 v. Chr.: Das keltische Volk der Gälen wandert ein. Sie errichten ringförmige Erd- und Steinwälle.
Um 300 v. Chr.: Irland ist in etwa 150 selbständige Kleinkönigreiche aufgespaltet, welche sich gegenseitig bekriegen.

432 n. Chr.:
St. Patrick startete seine Mission. Das Christentum breitet sich aus.
6.-8. Jahrhundert: irische Mönche verbreiten das Christentum. Es kommt zu zahlreichen Klostergründungen. Die Klöster werden zum Zentrum der Kunst und der Lehre. Bücher werden kopiert und Hochkreuze errichtet.
9.-12. Jahrhundert: Erste Wikingereinfälle welche Klöster und Siedlungen plündern. Sie gründen jedoch gleichzeitig handelstarke Städte. Nach der Schlacht von Clontarf vermischen sich die militärisch entmachteten Wikinger mit der ansässigen Bevölkerung.
1172: Die meisten der irischen Stammesfürsten unterwerfen sich dem anglonormannischen König Heinrich II.. In den folgenden Jahrzehnten gründen die Normannen Städte und bauen Kathedralen.
Um 1250 beherrscht die englische Krone etwa 2/3 Irlands
Um 1400 schwindet die Macht Englands. Sie begrenzt sich auf einen kleinen Bereich um Dublin.
1541: Heinrich VIII. „König von Irland“ festigt die Englische Herrschaft in Irland. Katholiken werden unterdrückt und 400 Klöster zerstört.
1558: Elisabeth I. kommt an die Macht. Durch die Erweiterung der englischen Präsenz flackern Aufstände auf.
1607: Die Plantation Ulsters mit Protestanten beginnt.
1641: Oliver Cromwell führt seinen grausamen Rachefeldzug. Zur Entlohnung seiner Soldaten enteignet er die Iren und verteilt deren Land an seine Anhänger.
1685: Jakob II. (Katholik) kommt an die Macht. Nach 3 Jahren wird er zugunsten des protestantischen Wilhelm III. von Oranien abgesetzt. Jakob und Wilhelm treffen am 12. Juli im Boyne-Tal aufeinander. Irlands Hoffnung auf Freiheit ist mit Jakobs Niederlage zerstört.
1695-1727: Den Katholiken wird neben der Religionsausübung auch verboten Schulen zu besuchen und Land zu erwerben. Eine Auswanderungswelle setzt ein.
1782: Irland erhält sein eigenes nur aus Protestanten bestehendes Parlament.
1791: Theobald Wolfe Tone, ein protestantischer Anwalt fordert die Schaffung einer irischen Republik. Die von ihm gegründete Organisation „United Irishmen“ vertritt diese Forderung.
1794-98: Die „United Irishmen“ werden verboten und gehen daraufhin in den Untergrund. 2 Rebellionsversuche scheitern.
1800: Das irische Parlament wird aufgelöst. Irland wir ins Vereinigte Königreich eingegliedert.
1829: Daniel O’Connell ist der erste Katholik, welcher ins Unterhaus gewählt wird. Er kämpft mit friedlichen Mitteln und erreicht die theoretische Gleichstellung der Katholiken.
1845-49: Ein Pilz der Kartoffel führt zur Großen Hungersnot in Irland. Über eine Million Menschen sterben und eine weiterer Million verlässt Irland.
1870: Charles Stewart Parnell kämpft für die Home Rule. Seine Bemühungen scheitern jedoch, da das Oberhaus den Gesetzesentwurf ablehnt.
1905: Arthur Griffin gründet die „Sinn Féin“, eine Interessenvertretung des katholischen Bürgertums.
1914: Der drohende Bürgerkrieg zwischen Nationalisten und Unionisten wird durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs verhindert.
1916: 1.200 Nationalisten angeführt von Padraig Pearse und James Connolly besetzten am Ostersonntag das Hauptpostamt in Dublin. Pearse verlas die Unabhängigkeitserklärung und rief die Republik aus. Nach bereits einer Woche wird die Revolution niedergeschlagen. 15 ihrer Führer werden hingerichtet. Daraufhin erhält die „Sinn Féin“ Partei starken Zulauf.
1918: Die „Sinn Féin“ gewinnt bei den Unterhauswahlen. De Abgeordneten nehmen ihre Sitze jedoch nicht war, sondern bilden stattdessen das irische Parlament „Dáil Eireann“
1919: Der Dáil erhebt den Anspruch eine legitimen Regierung zu sein. Sein Präsident ist Eamon de Valera. Eine Verfassung wird verabschiedet, nach dem die Unabhängigkeitserklärung wiederholt wurde.
1921: Der anglo-irische Vertrag wird abgeschlossen, nach welchem die 26. Countys im Süden zum Freistaat innerhalb des britischen Commonwealth werden. In Belfast tritt das nordirische Parlament zusammen. Eine Grenze wird zwischen beiden Landesteilen errichtet.
1926: „Fianna Fáil“, eine Partei, die die Teilung Irlands ablehnt, wird von De Valera gegründet.
1932: „Fianna Fáil“ kommt an die Macht. De Valera regiert für die nächsten 16 Jahre.
1949: Die Verfassungsrechtliche Bindung an Großbritannien wird beendet. Irland hat nicht mehr nur den Dominions Status, sondern ist jetzt die Republik Eire.
1955: Die Republik Irland wird Mitglied der Vereinten Nationen.
1967: In Nordirland fordern Zivilrechtler die Gleichberechtigung für Katholiken.
1972: Britische Fallschirmjäger erschießen 13 Teilnehmer einer friedlichen Demonstration in Nordirland. In derselben Nacht noch geht die britische Botschaft in Dublin in Flammen auf. Das Nordirische Parlament wird aufgelöst und es wird wieder von London aus regiert.
1973: Die Republik Irland tritt der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bei.
1994: Nach jahrelangen Gesprächen zwischen dem „Sinn Féin“ Vorsitzenden Gerry Adams sowie britischen und irischen Regierungsvertretern wird der Waffenstillstand erklärt. Alle in Irland stationierten britischen Truppen ziehen ab.
1996: Erneute Anschläge durch die IRA.
1998: Am Karfreitag kommt es erneut zum Friedensabkommen durch die Verhandlungspartner. Es soll eine autonome regional Regierung geschaffen werden, in welcher sich die Macht von Katholiken und Protestanten geteilt werden soll.
2000+2002: Die Nordirische Regierung wird zeitweilig suspendiert und es wird wieder von London aus regiert.

 

Ausführliche Geschichte Irlands

Das erste Mal wurde Irland um 7.500 v. Chr. von Schottland aus besiedelt. Diese Menschen des frühen Mesolithikums (mittlere Steinzeit) waren primitive Jäger und Fischer. Sie lebten hauptsächlich an der Küste und in den großen Flusstälern im nördlichen Teil der Insel.
Am Mount Sandel (Co. Derry) wurden Bauten ausgegraben, welche man auf das Jahr 5.935 v. Chr. datiert hat. Sie sind die ältesten Zeugnisse von menschlichen Siedlungen in Europa.

Um 3.500 v. Chr. folgte eine neue Siedlungswelle abermals von Schottland ausgehend. Die Siedler des Neolithikums (Neusteinzeit) brachten die Fähigkeit des Ackerbaus mit sich.
Die Fähigkeit das Land zu kultivieren, machte es möglich dauerhafte Siedlungen zu gründen.
Ihre Ankunft gilt als Beginn des zivilisierten Lebens in Irland.
Bei diesem Volk hatten die Bestattungsrituale eine hohe Bedeutung. Heute noch sind viele der neolithischen Grabstätten erhalten (z.B. Poulnabrone Dolmen, Ganggräber im Boyne-Tal: Dowth, Knowth und Newgrange).

Um 2.000 v. Chr. erfasste die Bronzezeit Irland. Aus dieser Zeit ist eine Vielzahl an metallenen Artefakten von großer Schönheit erhalten. Sie stehen denen Nordeuropas in nichts nach.
Auf die Bronzezeit folgte ab etwa 250 v. Chr. die Eisenzeit. Sie gelangte mit der letzten und wohl bedeutsamsten Einwanderungswelle auf die Insel. Die Kelten brachten sie mit sich.


Viele denken bei Irland immer noch an das Land der Kelten. Sie waren jedoch als sie um 250 v. Chr. vom europäischen Festland her die Insel eroberten auch nur Eindringlinge wie zuvor schon die meso- und neolithischen Völker.
Die Kelten kamen in aufeinander folgenden Wellen. Über mehrere Jahrhunderte hinweg trafen Stammesgruppen ein. Das letzte bedeutende Volk war die Gaeil, welche die gesamte Insel eroberten. Um 400 n. Chr. waren die Eroberungen abgeschlossen und die früheren keltischen Siedler waren verdrängt. Dieses Volk sollte mit seiner Kultur und Sprache die nächsten fast 1.000 Jahre der irischen Geschichte bestimmen.

Die Kelten hatten rund 150 Tuatha (Kleinkönigtümer). Ihre Herrscher waren regionale Oberherren unterworfen, welche ihrerseits den Provinzkönigen unterstanden. Noch oberhalb der Provinzkönige gab es 2 Stammesgruppen, die Ui Neill und die Eoghanacht, welche die gegenseitigen Machtansprüche nicht immer akzeptiert haben.

Die Römer hielten eine Eroberung Irlands für wenig lohnenswert. Daher war die Insel nie dem Einfluss des römischen Reiches ausgesetzt.

Irland wies eine durch und durch keltische/gälische Kultur auf. Es wurde eine Sprache gesprochen und es gab eine gemeinsame Währung so wie ein gemeinsames Rechtswesen. Trotz der kulturellen Einheit war eine Kampflust allgemein verbreitet. So bekämpften sich die einzelnen Tuatha gerne gegenseitig um geringfügige Vorteile.
Das gälische Irland war eine Kulturnation ohne Staat. Die Gesellschaft war hoch differenziert mit 27 verschiedenen Klassen. Ganz oben angesiedelt waren neben den Kleinkönigen die Brehons (Rechtsgelehrten), die Druiden und die Fili (Dichter).
Sie waren eine ländliche Gemeinschaft und haben keine Städte gebaut.


Der erste große Einfluss von außen kam mit dem Christentum auf die Insel. Im 5. Jahrhundert kam St. Patrick als christlicher Missionar auf die Insel. Er predigte den irischen Heiden das Christentum (s. Blog).
Das Christentum war die Staatsreligion des römischen Reiches. Das Christentum brachte so doch noch die römische Zivilisation nach Irland. Er nahm jedoch seine bodenständige Färbung an, so dass sich die irische Christenheit schon bald in mehrerlei Hinsicht von dem kontinentalen und römischen Normen unterschied.

Die Klöster gewannen an großer Bedeutung als Zentrum christlicher Gelehrsamkeit. In ganz Irland gab es zahlreiche Klostersiedlungen. Besonders im frühen Mittelalter waren die Klöster bekannt für ihre Bildungsarbeit. Sie trugen dem frühchristlichen Irland den Beinamen „Insel der Heiligen und Gelehrten“ ein.


Die ersten Wikingischen Seeräuber wurden erstmals 795 vor der irischen Küste gesichtet.
Die irischen Klöster stellten lohnende Ziele für die Piraten dar. Die Ausmaße dieser Überfälle nahmen allmälig zu und die Wikinger gründeten Küstensiedlungen von welchen aus sie weiter ins Landesinnere vordringen konnten. Diese waren die ersten irischen Städte: Dublin, Wexford, Waterford, Cork und Limerick.

Den gälischen Königtümern, einer ungeschützten Welt, waren sie militärisch weit überlegen. Die Klöster waren ihnen nahezu schutzlos preisgegeben. Jahr für Jahr verzeichnen sie Überfälle. Dem Versuch diese zu überleben verdankt der für irische Klosteranlagen typische Rundturm seine Entstehung. Hinein gelangte man in sie durch den weit über Kopfhöhe angelegten Eingang über eine Leiter, welche man hinter sich hoch ziehen konnte.
Die Wikinger waren jedoch nicht nur Plünderer, sondern auch Händler. Diese von ihnen gegründeten Städte, hauptsächlich Dublin, betrieben mit anderen Wikingersiedlungen in Britannien Handel.

Im Laufe der Zeit bekämpften die gälischen Könige die Wikinger.
Bald bildeten sich jedoch sich ständig verschiebende Allianzen zwischen Wikingern und Gälen heraus.

Die Wikinger waren in ihren Kampfmethoden effizient und schonungslos. Die Gälen übernahmen bald einige ihrer Kampfmethoden.

Wurde die Wikingergefahr um 900 allmälig eingedämmt, war jedoch die alte stabile Ordnung nachhaltig erschüttert.
1005 hatte Brian Boru erreicht, was niemand für möglich gehalten hätte, er erlangte die Kontrolle über die gesamte Insel. Er war ein Revolutionär, seine Revolution war jedoch nicht von großer Dauer!
1014 fiel der neue Hochkönig selbst in der Schlacht von Clontarf bei Dublin. Mit ihm starb auch der Traum eines vereinigten gälischen Königreiches.


Die Schlacht von Clontarf war Bestandteil von zahllosen Konflikten zwischen irischen Kriegsherren. Die Leinster Iren verbündeten sich mit den Wikingern aus Dublin gegen die Munster Iren, welche mit Brian Boru ihren König verloren hatten.

Erst die Ankunft der Anglo-Normannen im Jahre 1169 stellte alles auf den Kopf. Die Normannen waren Nachfahren von Wikingern, welche sich in der Normandie niedergelassen hatten. Bereits 1066 hatten sie Englang erobert und ihre Herrschaft auf den größten Teil Britanniens ausgedehnt.
Durch die zahlreichen Zankereien der irischen Unterkönige erschien Irland mit seinem internen Chaos als ein vielversprechendes Terrain für die weitere Expansion der Normannen. Die Normannische Invasion fand schließlich unter Richard de Clare (auch bekannt als Strongbow) statt.
Die weit überlegenen militärischen Fähigkeiten der Normannen machten jeden Widerstand zu Nichte. Bald waren sie im Besitz aller Städte an der Ostküste.

Im Jahr 1171 kam Heinrich II. nach Irland. Ihm unterwarfen sich nicht nur die neuen normannischen Siedler sondern auch die allermeisten gälischen Könige.
Dies war der Anfang der langen und durchaus schicksalsschweren Verstrickung der englischen Krone in Irland.

Die Normannen brachten das europäische Feudalsystem, hochentwickelte Bautechniken und unschlagbares militärisches Können mit sich. Die Gälen wurden beiseite gefegt und die Normannischen Heerführer zu Grundherren über die riesigen eroberten Gebiete eingesetzt.

Bereits 1250 hatten sie erreicht, was die Wikinger nie angestrebt hatten, sie hatten mehr als drei Viertel der Insel besetzt.


Nach der Normannischen Eroberung formulierten Normannische Rechtsgelehrte die Besitzurkunden und Normannische Bauleute errichteten Burgen und Turmhäuser um das gewonnen zu schützte.

Innerhalb zweier Jahrzehnte waren riesige Landstriche der gälischen Kontrolle entzogen worden. Es gab nur noch vereinzelt Widerstand. Die Gebiete um Dublin wurden von der Krone direkt verwaltet. Die anderen Gebiete, die „Freiheiten“ wurden von königstreuen Feudalherren verwaltet. In diesen autonomen Territorien hatten die Adligen die Gerichtsbarkeit inne, konnten Steuern eintreiben und über den Landfrieden wachen. Königleiche Erlasse waren genauso wenig willkommen wie die Gefahr, des Widerstandes der Gälen.

Im 14. Jahrhundert bedrängten Gälische Stammesfürsten die autonome normannische Freiheit und die Krone. Die Gälen waren zahlenmäßig weit überlegen gegenüber den dünngesäten Kolonisten.
Die Normannen konnten gälische Könige besiegen, die gälischen Königreiche waren durch die gälische Erbfolgereglung (jeder männliche Verwandte mit dem selben Urgroßvater hatte Anspruch auf en Thron) jedoch dauerhaft.

Die Gälen lernten von den Normannen wie einst schon von den Wikingern. Ihre Militärtaktiken wurden immer raffinierter.

Mitte des 14. Jahrhunderts waren große Teile von den Gälen bereits zurück erobert worden. Gegen Ende des Jahrhunderts waren die Aufstandbewegungen soweit fortgeschritten, dass Richard II. zweimal selbst nach Irland kam, um die Gälen in ihre Schranken zu verweisen. Dieser Versuch misslang jedoch und die Schwäche der englischen Königsmacht in Irland war einmal mehr bestätigt.
Diese Schwäche beschleunigte das Unabhängigkeitsstreben der normannischen Adligen.
Das bedeutendste Adelsgeschlecht waren die FitzGeralds in Kildare. Sie sollten Irland zwei Generationen lang dominieren.


1470 gewann das Haus Kildare das Stadthalteramt über Irland.
1478 wurde dann Gearoid Mor FitzGerald, 8. Earl von Kildare, Generalstadthalter von Irland. Er hatte sehr allumfassende Macht.
Die FitzGeralds von Kildare verfügten über ungeheure Reichtümer und ausgezeichnete Beziehungen.
Die Herrschaft von Gearoid Mor markierte den Höhepunkt anglonormannischer Adelsmacht in Irland.
Zu einer englischen Direktherrschaft kam es nie, da der Zentralregierung in London die finanziellen und militärischen Mittel fehlten, wie ebenfalls der politische Wille dazu.
Das Ausmaß seiner Macht machte den großen Earl so ungewöhnlich. Er brachte dem Hause Kildare die ungeteilte Vormachtstellung. Sein Nachfolger der 9. Earl, sein Sohn Gearoid Og, verblieb im Amt bis 1534.

Die Vorherrschaft Kildare’s bedeutete aber auch dass Irland im Namen des Königs regiert werden konnte, ohne dass dieser für die Kosten aufkommen musste. Die Earls von Kildare geboten mit einer eigenen Streitmacht über das Land, nahmen Steuern ein und genossen das Recht der Ämterbesetzung.
Sie unternahmen erstaunlicher Weise nie den Schritt sich selbst zu Königen über Irland auszurufen. Trotz ihrer gewaltigen Machtfülle blieb immer England verantwortlich, bis England Anfang des 16. Jahrhunderts von einer religiösen und politischen Umwälzung heimgesucht wurde. Diese fegte auch die Welt der Earls von Kildare hinweg.


Die Revolution der Tudors in England begann als Heinrich VIII. ein Mittel suchte sich scheiden zu lassen. Sie endete mit der Schaffung einer neuen europäischen Staatsform.
Er leugnete die Autorität des Papstes und machte sich selbst zum Oberhaupt der englischen Staatskirche. Außerdem wollte er die Staatsmacht zentralisieren und die Einfluss des Adels beschränken.
Der Earl von Kildare wurde entlassen und im Tower in London gefangen gehalten. Als das Gerücht seines Todes nach Irland vordrang, ging sein Sohn, bekannt unter dem Namen Silken Thomas vom Widerstand, welcher ursprünglich nur darauf bedacht war zu beweisen, dass nur das Hause Kildare Irland regieren könne, in eine offene Rebellion über. Sie wurde jedoch von einer Englischen Armee rasch und entschlossen niedergeschlagen. Silken Thomas wurde hingerichtet.

Innerhalb von 3 Jahren war die Macht der FitzGeralds völlig zerschlagen. Die Regierung Heinrich VIII. war fest entschlossen Irland dem neuen Englischen Staat einzuverleiben. Er tat sein mögliches um seine Erlasse im ganzen Reich geltend zu machen. Es sollte von einer ihm ergebenen englischen Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Geistlichkeit verwaltet werden.
Die Irische Kirche bekam er in den Griff, in dem er die Klöster auflöste und deren Vermögen dem Staat einverleibte.
1541 rief er sich zum offiziellen König von Irland aus. Er zwang die gälischen Stammesfürsten seine Macht als souverän anzuerkennen und ihre Ländereien an ihn abzutreten.

Nach seinem Tod in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts wartete die Reformation auf seine Schwester Elisabeth, welche nun den Thron inne hatte. Elisabeth trat zu diesem neuen Glauben über.
Durch Heinrichs Umwälzung des Staates und der Kirche, war der Boden für die Verbreitung der reformatorischen Ideen bereitet.
Während der ersten 30 Jahre ihrer Regierung kamen ständig neue englische Siedler in den gälischen und anglonormannischen Gebieten in Irland an.

Elisabeth sträubte sich jedoch wie schon Heinrich VII. gegen eine durchgreifende Eroberung Irlands. Doch in diese Richtung drängten sich alle Ereignisse und es kam zum Zweikampf zwischen England und dem gälischen Irland.


Seit den vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts gab es Spannungen zwischen dem neuen englischen Staat und der gälischen Zivilisation. Durch die Übergriffe der Engländer führten sich die gälischen Stammesgebiete mehr und mehr bedrängt. Von nun an würde in jedem Teil des englischen Reiches allein das Recht der Königin gelten.
Sir Henry Bagenal war der Mann, der es nach Ulster, wo bisher Hugh O’Neill, Oberhaupt des historischen Clan, der O’Neills Feudalherr war, bringen sollte. Hugh O’Neill war jedoch sehr mächtig, listenreich, skrupellos und intelligent. Er verstand sich darauf Bündnisse zu schließen.
Jahrelang hatten die Engländer Ulster bedrängt. Als sie schließlich 1594 das Castle in Enniskillen einnahmen, hatten sie ein wichtiges Einfallstor in das Stammland der O’Neills. Jetzt nutzten ihm auch seine diplomatischen Fähigkeiten nichts mehr.
1595 war es dann soweit. Für einen Verteidigungskrieg war er gewappnet. Er befand sich auf vertrautem Gelände und Ulster ist durch seine Seen und Hügel wie eine natürliche Festung. Für eine offensive reguläre Kriegsführung war er weder geeignet noch gerüstet. Hierfür brauchte er Verbündete. Da er diese in Irland nicht hatte, schickte er nach Spanien zu Englands Todfeind.

Irland wurde erstmals in die europäischen Religionskriege hineingezogen. König Philipp III. von Spanien entsandte eine Truppe nach Irland. 1601 verbündete sich diese mit den O’Neills. Die hiberno-spanischen Streitkräfte wurden von den Engländern vernichtend geschlagen.

Im Großen und Ganzen könnte man dies nun als das Ende des gälischen Irlands bezeichnen.


1603 kapitulierte Hugh O’Neill endgültig und unterwarf sich der Befehlsgewalt des Königs.
Die O’Neills waren es leid in diesem ehemaligen gälischen Teil des Landes unter englischem Recht zu Leben und wanderten schließlich nach Europa aus. Alle Ländereien wurden der Krone zugeschlagen.

Ulster war nun in der Hand einer unnachgiebigen und skrupellosen Dubliner Verwaltung, welche zur endgültigen Zerstörung der „gälischen Barbarei“ führte.
Die englische Kultur wurde durch die „Bepflanzung“ der verlassenen Güter durch zuverlässige englische Protestanten eingeführt.
Auch andere Regionen Irlands wurden zu Beginn des 17. Jahrhunderts besiedelt, aber keine so gründlich oder erfolgreich wie Ulster. Nur hier wurde eine zusammenhängende protestantische Bevölkerung angesiedelt.
Die restliche Insel blieb überwiegend katholisch.
Die englischen Siedler waren der Motor zur radikalen Modernisierung Ulsters.
Der neunjährige Krieg war verloren und die Verlierer wurden durch einen anderen Menschenverschlag verdrängt.

Die Ulster Protestanten waren Agenten des Modernisierungsprozesses. Sie waren treue Untertanen eines protestantischen Königreiches, des höchstentwickelten Nationalstaats in Europa. Die neue Staatsbürgerschaft brachte die Loyalität zum Staat mit dem König als dessen Mittelpunkt und dem königlichen Recht nach Irland.

Die „Bepflanzung“ Ulsters ist die Ursache für die heutigen Unruhen in Nordirland.
Das Überlegenheitsgefühl der mit ihr gekommenen Kolonisten gegenüber den enteigneten Eingeborenen sorgte dafür, dass sich die 2 Gruppen nie assimilieren konnten. Die Einheimischen waren gedemütigt, aber nicht vernichtet. Auf die Arroganz der Eroberer reagierten sie mit Feindseligkeit.


Als Elisabeth I. 1603 ohne Nachfolger starb, ging die Krone an ihren Vetter Jakob VI. von Schottland über, welcher Jakob I. von England wurde. 1625-1649 regierte sein Sohn Karl I..
Die Union der Krone bedeutete jedoch nicht Union der Religion!
In England gab es seit der Reformation die protestantische Church of England, welche dem lutherischen Glauben nahe stand. Schottland hingegen war durch und durch calvinistisch.
So kam es, dass sich der große Teil der Ländereien außerhalb Ulsters in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch immer in katholischer Hand befand, denn die Gälen hielten der Reformation stand, wohingegen in Ulster fast nur Protestanten lebten und die Dubliner Verwaltung, das Rechtswesen und das irische Parlament protestantisch waren.
Jakob I. und Karl I. waren trotz ihrer Schottischen Abstammung moderate Anglikaner und den irisch-katholischen Grundbesitzern gegenüber sehr nachsichtig. Nicht zuletzt des Geldes wegen, da diese die reichste Gruppierung in Irland bildeten.

1633 sandte der König einen neuen Stadthalter nach Irland. Thomas Wentworth, späterer Earl von Stafford. Dieser autoritäre Stadthalter hatte eine Abneigung gegen beide Gruppierungen: Wegen ihres Calvinismus und wegen ihres Katholizismus und der damit verbundenen Weigerung die Staatsreligion anzunehmen.
Er verdarb es sich zuletzt mit beiden Parteien, als er versuchte das Steueraufkommen aus Irland erheblich zu vermehren.
Seine Herrschaft erwies sich am Ende als Fehlschlag und er wurde abberufen.


Karl I. wollte jedoch König nach französischem und spanischem Vorbild werden, d.h. absoluter Monarch, allein Gott verantwortlich. Woraufhin er versuchte ohne Parlament zu regieren. 1629 bis 1640 hatte er damit auch Erfolg.
Es war ihm jedoch nur möglich Steuern zu erheben mit Bewilligung des Parlamentes. Während dieser 11 Jahre hatte er folglich kaum Einkünfte und verließ sich auf Wentworth, welcher die Iren auspressen sollte.

Durch den von ihm angestrebten Anglikanismus im gesamten Reich forderte er die schottischen Calvinisten zur Rebellion heraus. Um einen Krieg gegen sie führen zu können brauchte er Finanzmittel, woraufhin er 1640 das Parlament wieder einberief.
Seine Beziehung zu den zumeist calvinistischen Parlamentsführern war so schlecht, dass es 1642 zum englischen Bürgerkrieg kam, nach dem beide Parteien zu den Waffen griffen.

Irland stand zu diesem Zeitpunkt bereits in Flammen.
Im Oktober 1641 nutzten die katholischen Grundbesitzer Ulsters das allgemeine Durcheinander und erhoben sich gegen die Verwaltung in Dublin. Als sich 1642 die katholischen Grundbesitzer aus Leinster anschlossen kam es zur Bildung einer parlamentarischen Verfassung, der Konföderation von Kilkenny.
Unterdessen kam es in Ulster zu Massakern. Protestantische Kirchen wurden entweiht und viele tausende Protestanten niedergemetzelt.
Der Hauptaufstand schaffte es jedoch nicht Dublin Castle einzunehmen. Die Konföderation war es dennoch gelungen eine Armee auszuheben.

Nun gab es 3 Gruppierungen in Irland: Die Ulster-Protestanten, die Königliche Verwaltung in Dublin (in den Händen vom protestantischen James Butler) und die Konföderation (welche untereinander zerstritten waren).
Militärisch gesehen war keine der Gruppen stark genug, um die andere zu bezwingen. Diese Pattsituation bedeutete, dass nur die Sieger des Bürgerkrieges in England eine Chance hatten. 1649 fiel die Entscheidung als der König hingerichtet wurde.
Bald darauf segelte eine Flotte mit Parlamentstruppen nach Irland. Ihr Befehlshaber war Oliver Cromwell.


Cromwell der Befehlshaber des Siegerparlamentheeres in England war ein geborener Soldat und genialer Organisator. Zudem verfügte er über die wohl beste Streitmacht Europas. Die „New Model Army“ bestand aus zähen, kampferprobten und disziplinierten englischen Calvinisten.
Innerhalb zweier Monate hatte Cromwell die östliche Hälfte der Insel unter seiner Kontrolle. Drogheda und Wexford wurden gewaltvoll von seinen Truppen niedergemetzelt. In Munster stieß Cromwell kaum auf Widerstand.
Als er noch England zurückkehrte brauchte es nur noch eine Säuberungsaktion. Er begann so gleich mit der Umsetzung seiner geplanten tiefgreifenden Umwälzung der irischen Verhältnisse. Er enteignete alle katholischen Grundbesitzer des Landes. 11 Mio. Morgen Land wurden konfisziert und Soldaten darauf angesiedelt. Zuerst wurden alle jene mit Land versorgt, mit deren Geldern die Parlamentsheere finanziert worden waren und nun ihre Dividende einforderten.
Connacht diente größten Teils als Reservat für all jene vertriebenen Katholiken, welche sich nicht auf den Kontinent flüchteten, oder als Sklaven in die Karibik verschickt wurden.

Das neue Herrenvolk auf irischem Boden sollte sich in die „Protestant Ascendancy“ verwandeln. Cromwells „Plantation“ gab das Modell für den irischen Grundbesitz bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ab.
Seine Politik war jedoch nur von geringer Dauer. Er starb im Jahre 1658. Zwei Jahre später bestieg Karl II. en Thron seines Vaters, die Stuarts waren wieder an der Macht.


Der neue König war weltoffen und darauf bedacht den Thron inne zu behalten. Dies bedeutete für ihn, dass man wichtige Interessengruppen nicht vor den Kopf stoßen darf.
Die Schotten dürften also ihre Religion beibehalten.
Es gab so für ihn auch keine Möglichkeit die neue Cromwellschen Gutsherren in Irland wieder zu enteignen und die Landbesiedlung rückgängig zu machen. Für viele Iren war dies eine herbe Enttäuschung.
Als moderater Anglikanischer König lies er jedoch zumindest die irischen Katholiken in Frieden.

Der Bruder des Königs war römisch-katholisch und strebte schon wie sein Vater eine absolute Herrschaft an.
Als Karl II. 1685 ohne Erben verstarb, kam sein Bruder als König Jakob II. an die Macht. Für die irischen Katholiken war dies wie eine Erlösung, seit 1558 wieder ein Glaubensgenosse auf dem Thron zu haben.
In England wurde er mit Argwohn beobachtet, ein katholischer König in einem protestantischen Land. In Irland hingegen erfüllten sich die Hoffnungen. Ihre führender Vertreter Richard Talbot wurde mit der Leitung des Heeres beauftragt und zum Herzog ernannt.
Die Protestanten in der irischen Verwaltung wurden bald durch Katholiken ersetzt. Er stellte zudem in Aussicht, dass die Katholiken ihr Land zurückerhalten sollten.

Ein Staatsstreich brachte 1668 Wilhelm von Oranien auf den englischen Thron. Jakob floh nach Irland, seiner Machtbasis. Er berief das Patriotische Parlament ein.


Von den Cromwellschen Siedlern in Leinster, Munster und im protestantischen Ulster wurde die glorreiche Revolution begrüßt. Das patriotische Parlament trennte inzwischen die Church of Ireland vom Staat und nahm die Rücknahme der Landbesiedlung in Angriff.
Jakobs Streitkräfte marschierten nach Ulster. Bald war ihm die Provinz ausgeliefert. Einzig die Stadt Derry leistet ihm großen Widerstand. 105 Tage hielt die protestantische Bevölkerung Derrys der Belagerung stand. Ein Entsatzheer Wilhelms machte schließlich ein Ende aus der Belagerung durch die Jakobiten.

Am 1. Juli 1690 kam es am Boyne zu der wohl sagenumwobensten und bedeutendsten Schlacht der irischen Geschichte.
Wilhelm III. traf auf Jakob und besiegte ihn. Jakob selbst floh nach Frankreich. Auch Wilhelm reiste ab und überlies die Kriegsführung seinem fähigen General Ginkel. Er machte stetig Fortschritte.
In Limerick stieß er auf heftigen Widerstand, worauf die Belagerung Limericks folgte. Erst kam es zur Auflösung der Belagerung. Im Juli 1691 kam es dann jedoch doch noch zu jener Schlacht, welche dem Einfluss der Jakobiten auf die folgende Geschichte Irlands ein Ende setzte. Die gälische Infanterie wurde niedergemetzelt und es folgte die Kapitulation und ein Vertragswerk.
Der Vertrag von Limerick enthielt militärische und zivile Artikel. Unter anderem wurde religiöse Toleranz versprochen, was alsbald wieder gebrochen wurde.


Die lange Kriegszeit war zu Ende. Eine Partei hatte den Sieg errungen. Die Interessen der Protestanten waren gesichert. Die „Protestant Ascendancy“ des 18. Jahrhunderts setzte sich aus, der Church of Ireland (anglikanische Kirche mit starken calvinistischen Zügen) angehörenden, Großgrundbesitzern zusammen. Die Ascendancy verabschiedeten zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Reihe von strafrechtlichen Bestimmungen gegen Katholiken und Dissenter (Presbyterianer in Ulster). Sie bezweckten eine weitere Zurückdrängung des Katholizismus.
Im 18. Jahrhundert war das Besitzen von Grund und Boden mit Macht gleichzusetzen. Katholik zu sein war gleichbedeutend mit besitzlos zu sein. Außerdem war es Katholiken untersagt als Anwalt zu arbeiten, öffentliche Ämter inne zu haben, Waffen zu tragen oder als Offiziere zu dienen.
Trotz des offiziellen Verbotes gegen die Ausübung des katholischen Glaubens gab es jedoch kaum strafrechtliche Verfolgung. Die Protestanten wollten sie nicht bekehren, sondern eher neutralisieren im öffentlichen Leben. Trotz allem behielt die Kirche ihre institutionelle Struktur das ganze Jahrhundert hindurch bei.
Viele der Dissenter wanderten in das geistesverwandte Neuengland aus.

Die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gilt als das goldene Zeitalter der Ascendancy. Sie leisteten vorzügliches vor allem in den Städten, aber auch auf dem Land. Das georgianische Dublin entstand mit allen seinen regelmäßigen Straßenzügen und vornehmen öffentlichen Bauten.
Alle Prachtbauten des klassizistischen Dublin wurden im 18. Jahrhundert entweder vollendet oder zumindest in Angriff genommen. Dies ist Symbol für die lange Friedenszeit!


Der Glanz des Irlands der Ascendancy konnte nicht über die allgemeine Armut und Rückständigkeit hinwegtäuschen.

Theoretisch war Irland im 18. Jahrhundert ein eigenständiges Königreich, welches jedoch durch die Personalunion des Königs mit Großbritannien verbunden war. In Wirklichkeit war es jedoch eine Kolonie.
Das Kolonialparlament repräsentierte die Interessen der Ascendancy, blieb aber für den größten Teil des Jahrhunderts handlungsunfähig, da die irische Gesetzgebung an die Zustimmung Londons gebunden war.
1782 erlangte das irische Parlament die formelle Unabhängigkeit. Die wahre Macht lag jedoch immer noch bei der Verwaltung in Dublin, welche auf das Vertrauen der Londoner Regierung angewiesen war. Die Verwaltung lag in der Hand einer konservativen und unflexiblen Gruppe der Ascendancy.

Die Frage der Konzession der Katholiken stellte sich in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts. Gründe hierfür waren die auf dem Lande ausgebrochenen schweren Unruhen, die sich, von der europäischen Aufklärung beeinflusst, innerhalb der Ascendancy herausgebildeten liberalen Minderheit, sowie der Fakt, dass die englische Regierung im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, in Indien und in der französischen Revolution auf irisch-katholische Rekruten angewiesen war.
Dies war ja aber gesetzliche nicht möglich. So kam es 1788 dazu dass das irische Parlament ein Gesetz zur Entlastung der Katholiken verabschiedete. 15 Jahre später folgten dann die wirklichen entscheidenden Maßnahmen. Ab jetzt durften die Katholiken nicht mehr nur Grundbesitz haben, sondern auch Standesberufe ausüben, auf den selben Grundlagen wie die Protestanten wählen und auch wieder Waffen tragen.

Ende des 18. Jahrhundert war die Situation in Irland äußerst unstabil.
Durch die Unzufriedenheit der Bauern kam es zu Unruhen auf dem Lande. In Ulster nahmen diese konfessionellen Charakter an. Katholiken und Protestanten der unteren Klassen bekämpften sich gegenseitig um Arbeit und Land.
Es kam zu der Gründung des „Orange Order“ (der protestantischen Vorherrschaft verpflichtet) und als katholisches Gegenstück kamen die Defenders hervor. Beide Bewegungen traten für Solidarität innerhalb konfessioneller Schranken ein.
Der „Orange Order“ besteht bis heute noch. Die Defenders hingegen sind längst verschwunden, nicht jedoch ihre Ideologie der gemeinschaftlichen katholischen Solidarität.

Die französische Revolution mit ihren Lehren von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten ließ niemanden in Irland, welches zurzeit geprägt von konfessionellen Unruhen war, unberührt.
Die Ascedancy versetzte sie in Angst, die protestantischen Liberalen radikalisierte sie und bei den Katholiken entfachte sie einen Traum. Die katholische landlose Bevölkerung sehnte sich nach einer Restauration der Stuarts.

1791 gründete eine Gruppe von „Dissentern“ in Belfast die Gesellschaft der „United Irishmen“. Kurz darauf bildete sich auch in Dublin ein Zweig der Gesellschaft, welche sich als radikale Interessengruppe für eine Parlamentsreform betätigte. Viele ihrer Anliegen wurde mit dem Gesetz der Entlastung der Katholiken (1793) stattgegeben.
Viele ihrer Führer hatten sich unter dem Einfluss der französischen Revolution jedoch weiter radikalisiert. Ein junger unzufriedener Anwalt aus Dublin war hierbei die wichtigste Person: Theobald Wolfe Tone. Er schmiedete eine ausgereifte republikanische Verschwörungstruppe aus den „United Irishmen“.
Er überredete die französische Regierung ein großes Invasionsheer nach Irland zu schicken, wo wie er behauptete, eine revolutionäre Situation heranreifen würde. Die Flotte segelte im Dezember 1796 ab, erreichte ihr Ziel jedoch nie. Auf Grund von starken Gegenwinden kehrten sie kurz vorm Ziel wieder um.
Die Dubliner Verwaltung und die Englische Regierung konnten aufatmen.

Die „United Irishmen“ versuchten sich außerhalb Ulsters an die Spitze der katholischen Volksmassen zu stellen, deren Energie sie zu revolutionären Zwecken nutzbar machen wollte. Daraufhin verfolgte die Regierung eine Politik völliger Repression auf dem Lande. Der irische Oberbefehlshaber General Gerard Lake führte sie aus.
Im März 1798 kam es zur Gefangennahme und Inhaftierung der Führungsriege der „United Irishmen“. Diese führte dazu dass die 2 Monate später ausbrechende Rebellion der Köpfe, welche ihr nationale Dimensionen verleihen wollten, beraubt war.


Die am 13. März 1798 ausgebrochene Rebellion nahm demnach schnell die Merkmale eines herkömmlichen Bauernaufstandes an, statt denen eines Befreiungskrieges.
Die noch verbliebenen Führungskräfte der „United Irishmen“ hatten das Geschen nicht mehr in der Hand. Es kam zu großem Gemetzel, bei dem beide Seiten Grausamkeiten verübten, was sich jedoch auf nur ein kleines Gebiet im Süden beschränkte.
Am Ende brachte General Lake den Aufständischen eine vernichtende Niederlage bei. Im Norden hatten sich entwischen die radikalen Presbyterianer erhoben. Im August gab es schließlich einen kurzen Aufstandsversuch im Westen.
Wolfe Tone wurde gefangen genommen und des Hochverrats überführt.
Als Robert Emmet, bürgerliches protestantischen Mitglied der „United Irishmen“, fünf Jahre später eine Rauferei in Dublin auslöste kam es zu einem Nachspiel. Er endete am Galgen.
Im gesamten Jahre 1798 kamen etwa 30.000 Menschen ums Leben. Der ehrbare Idealismus der „United Irishmen“ hatte eine schädliche Ernte gebracht. Das politische Leben war nun ganz und gar auf den Antagonismus zwischen Protestanten und Katholiken reduziert.

Das irische Parlament wurde überredet für die eigene Auflösung zu stimmen und auf Grund des Unionsgesetzes von 1800 wurde Irland Bestandteil des Vereinigten Königreiches.


Daniel O’Connell verwandelte das katholische Interesse in eine volkstümliche nationale politische Bewegung. Dies war eine einzigartige Leistung in Europa: die Mobilisierung einer massendemokratischen Mehrheit für ein friedliches politisches Ziel.

O’Connell wurde 1775 im County Kerry geboren, als Sohn einer abgedrängten katholischen Kleinadelsfamilie, welche ihren Wohlstand durch List und Schmuggel bewahren konnte.
Der Anwalt hatte eine lebenslange Verachtung für politische Gewalt, nicht aus moralischen Gründen jedoch, sondern da er von ihrer Vergeblichkeit überzeugt war.
Er war ein frustrierter Politiker, da er aufgrund seiner Konfessionszughörigkeit vom Parlament ausgeschlossen war, dies sah er auch als Haupthindernis für das weitere fortkommen der Katholiken an und setzte somit alles daran sie zu überwinden.

1823 gründete er die „Catholic Association“. Er führte den Priester in die irische Politik ein und mobilisierte Irlands Bevölkerung politisch. Das katholische Irland hatte in ihm seinen Fürsprecher gefunden.
O’Connell hatte die moderne irische Nation erfunden, in dem er das historische Erbe einem praktischen Ziel zuführte. Er hatte dieser Nation eine neue Art der Politik geschenkt, auf die man sich mit Begeisterung stürzte.
Von 1828 an ist die Geschichte des irischen Nationalismus im wesentliche auf ihren Begründer O’Connell zurückzuführen.


Die Regierung beugte sich dem Druck und um eine potentielle gewaltsame Situation zu entschärfen, konzedierte sie die Emanzipation der Katholiken. Von nun an durften Abgeordnete im Parlament sitzen und ihnen wurde der Zugang zu einer ganzen Reihe von Staatsämtern eröffnet.
Diese Reformation wurde mit erstaunlicher Geschwindigkeit erkämpft.
Die Regierung versuchte die Anhänger O’Connells dadurch zu neutralisieren, dass sie ihnen das Wahlrecht entzogen.
O’Connell hatte eines der ärmsten und zugleich abgeschiedensten Völker Europas mobilisiert. Er hatte sich dabei nicht nur auf die Verlange der wohlhabenderen Grundbesitzer gestützt sondern auch auf die der landlosen Tagelöhner, welche vom Wahlrecht ausgeschlossen waren. Bei diesen galt er als Held und Befreier.

Im 17. und 18. Jahrhundert stand die Polarisierung der Katholiken und Protestanten an erster Stelle.
Überall außer in Ulster stand der zahlenmäßig geringen protestantischen Elite eine enteignete katholische Mehrheit gegenüber. Die Katholiken waren arm und an den Rand gedrängt. Protestant zu sein hieß gesellschaftlich überlegen zu sein und ehrbar zu sein.
Die effektivste Form des Protests der Katholiken auf dem Lande war Gewalt, Einschüchterung und Sabotage.
Anders als die wohlmeinenden aber oft gönnerhaften protestantischen Republikaner der 90er Jahre des 8. Jahrhunderts verstand O’Connell die irischen Katholiken mit all ihren Fehler und Schwäche.
Er bestimmte die Färbung des Nationalsozialismus: überwiegend katholisch und auf die Solidarität der Glaubensgemeinschaft bedacht.


Nach der Emanzipation der Katholiken, hatte O’Connell die Aufhebung der Union als nächstes Ziel vor Augen. Vorher langt es jedoch andere kurzfristigere und kleinere Probleme in Angriff zu nehmen. Eines dieser Probleme war der Zehnten, dessen Aufhabung er ereichen wollte. Er hatte mehr als hundert Jahre für Missstimmung gesorgt. Erst 1838 war es endlich so weit und der Zehnten wurde gesetzlich abgeschafft.

Aufgrund des unerbitterlichen Widerstands der Regierung und seiner eigenen schwindenden Fähigkeit Druck auf das Parlament auszuüben zu können versandeten O’Connells Feldzüge allmählich.
Diese Feldzüge sollten zur Aufhebung der Union führen.

Mittlerweile griff die große Hungernot in Irland um sich.
Im Januar 1847 starb O’Connell. Der Erschaffer der modernen irischen Nation.


1841 fand die erste zuverlässige Volkszählung statt. Sie ergab eine Bevölkerung von 8.175.124 Personen. Eine Schätzung 40 Jahre früher ergab noch eine Bevölkerung von knapp 4 Millionen.

Die ständig wachsende völlig verarmte und auf dem Land lebende Bevölkerung ernährte sich als Grundnahrungsmittel von der Kartoffel. Sie war nahrhaft und brachte gute Ernten ein. 1845 war die Kartoffel für ein Drittel der irischen Bevölkerung die einzige Nahrungsquelle.
Im Herbst dieses Jahres missriet ein Drittel der Kartoffelernte. Es kam jedoch nicht gleich zur Katastrophe, da die meisten Menschen über Reserven verfügten. Auch war eine Missernte dieses Ausmaßes nicht völlig unbekannt. Diesmal war es jedoch keine gewöhnliche Missernste, denn sie wurde von einem neuen unbekannten Pilz hervorgerufen, welcher sich über das ganze Land verbreitete.
Im Winter herrschte große Not, welche die Regierung mit Schiffsladungen voller indischen Mais zu lindern versuchte.

Im Sommer 1846 wurde die Regierung von der Opposition abgelöst. Diese hielt sich an ihre Politik des laissez faire und war demnach der Auffassung, dass der Staat nicht in die Wirtschaft eingreifen sollte.
1846 folgte die nächste Missernte.
Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wurden öffentliche Bauvorhaben eingerichtet. Bald waren hier über eine Million Menschen beschäftigt. Dennoch bestand die Regierung darauf, dass diese vor Ort finanziert wurden. Die örtlichen Steuerzahler, die Großgrundbesitzer, sollten sie finanzieren. Viele der Großgrundbesitzer verzichteten bereits auf die Pacht, konnten aber eine so große Belastung unmöglich auf sich nehmen. Einigen Großgrundbesitzern blieb keine andere Wahl als mietsäumige Pächter zwangsräumen zu lassen, wenn sie nicht selbst untergehen wollten. Es gab jedoch auch solche, die es schlicht aus Prinzip taten. So kam es dazu, dass Zehntausende völlig mittellose ausgehungerte Menschen durchs Land irrten, während die Britische Regierung, sie galt als die reichste der Welt, sich weigerte mit ihren Ressourcen zu helfen.

Jetzt kam auch noch das Hungerfieber: Ruhr, Skorbut und Typhus hinzu.

1847 missriet die Ernte zwar nicht vollständig, die Erträge waren jedoch sehr gering.

Erst 1848 kehrte der Pilz zurück und vernichtete erneut die vollständige Ernte.

Vom Jahr 1849 lässt sich schließlich sagen, dass die Hungersnot überstanden war.

Die Hungersnot war die letzte große Ernährungskrise in Westeuropa.
Rund eine Million Menschen kamen ums Leben. Und eine weitere Million wanderte nach Übersee aus.
Mit einer Katastrophe diesen Ausmaßes wäre wohl jede Regierung überfordert gewesen. Die Regierung brachte jedoch keinerlei Sympathie gegenüber den hilflosen Iren auf, Irland war am laissez faire der Wirtschaftstheorie, welche Großbritannien reich gemacht hatte, verhungert.


Die Auswanderung aus Irland war nichts völlig neues, hatte es sie doch schon immer gegeben.
Die auf die Hungersnot folgende Emigration war jedoch anders. Sie war eine Fluchtbewegung.
Verbitterte, verängstigte und veramte Menschen traten auf den Zwischendecks der Seelenverkäufer unter überfüllten, schlecht belüfteten und unhygienischen Bedingungen die Atlantiküberfahrt an.

Allein während der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts segelten mehr als 780.00 Personen nach Amerika. Während des folgenden Jahrzehnts landeten fast eine weitere Million irischer Auswandere dort.
Von 1850-1930 belief sich die Zahl der in Amerika ankommenden Emigranten aus Irland auf mehr als 4 Millionen.

Obwohl die Emigranten aus einem agrarischen Land kamen ließen sie sich in den Städten der Ostküste nieder.
Sie hatten weder Ersparnisse noch die Fähigkeiten die Böden der weiten Prärie zu bewirtschaften, wie sie beispielweise die Deutschen hatten.
Sie hatten jedoch auch Vorteile diesen gegenüber. Sie sprachen die englische Sprache und besaßen eine politische Versiertheit, welche sie bei O’Connell gelernt hatten. So setzten sie sich in der Verwaltung der Großstädte fest.
Die Iren wurden zu einem der wichtigsten Elemente der demokratischen Partei.
Die Iren in Amerika trugen einen brennenden Hass gegen Großbritannien, welcher auf deren „Völkermordpolitik“ zurückzuführen war.


Das junge Irland repräsentierte die nationalistischen Traditionen Irlands, welche auf den säkularen, militanten Republikanismus blickten.
Während O’Connell den Aufstand stets missbilligte, wurde er von den Jungen Iren gefeiert.

1858 gründete James Stephens und John O’Mahony, Veteranen des Jungen Irlands, die „Irische Republikanische Brüderschaft“. Sie waren eine transatlantische Organisation, da sich O’Mahony in New York aufhielt. Sie erhielten den Beinamen „Fenier“.
Sie versuchten die Irische Republik ausschließlich mit Waffengewalt zu erkämpfen. Dabei gerieten sie in Konflikt mit der Kirche, welche mittlerweile mächtig, allgegenwärtig und selbstbewusst geworden war. Stephens’ Zuneigung zu revolutionären Verschwörungen war ebenso groß wie die Abneigung des Erzbischofs von Dublin hiergegen.
Stephens war jedoch ein inkompetenter Führer. Aus der versprochenen erfolgreichen Erhebung wurde nur ein kurzlebiger Aufstandsversuch im Jahre 1867.

Im protestantischen Ulster war dies jedoch alles ohne Bedeutung. Dort ereignete sich wie um das historische Erbe zu überlagern die industrielle Revolution.
Nord-Ulster blühte auf, wohingegen die größten Teile Irlands darbten. Mit unglaublicher Geschwindigkeit breiteten sich Schiffswerften, Leinen Webereien und der Maschinenbau aus. Belfast entwickelte sich zur Großstadt in die, die Landbevölkerung auf Arbeitsuche strömte.

Ulsters industrielle Revolution konnte als protestantisches Phänomen oder noch besser als presbyterianisches bezeichnet werden. Das fest verwurzelte Bildungswesen und der calvinistische Arbeitsethos verhalf Ulster zu Wohlstand.
Das Bewusstsein der Zugehörigkeit zum Wohlstand Großbritanniens breitete sich aus. Durch die Revolution war das protestantische Ulster an die Union gebunden. Außerdem, schuf sie seine städtische Arbeitsklasse aus Protestanten und Katholiken in Belfast. Dadurch hatten sich jedoch auch die konfessionellen Unruhen vom Land auf die Stadt insbesondere nach Belfast verlegt.


Nach der großen Hungersnot lag das nationalistische Irland erstmal am Boden.
Es gab keinen Nachfolger für O’Connell. Die „Fenier“ ließen einen militantromantischen Republikanismus wieder aufleben, welchen sie neu interpretierten.
Sie blieben eine Minderheit, wenn auch eine sehr bedeutende.

Erst in den 1870er Jahren kamen die Traditionen einer nationalistischen Volksbewegung wieder auf. 1870 leitete der protestantische Anwalt Isaac Butt eine Kampagne zur Wiedereinrichtung des irischen Parlaments. Es sollte die Kontrolle über innere Angelegenheiten Irlands haben, es wurde also die Selbstregierung innerhalb des Vereinigten Königreiches angestrebt („Home Rule“).
Dies war die Wiederbelebung der Bewegung O’Connells aus den vierziger Jahren.
Sie fand im katholischen Mittelstand rasch Rückhalt.

Ende der 70er Jahre saßen bereits 56 Abgeordnete der „Home Rulers“ im Englischen Parlament. Ihr neuer Führer wurde Charles Stewart Parnell, eine der rätselhaftesten Gestallten der irischen Geschichte.
Parnell stammte aus einer Familie welche alteingesessene Gutsherren im County Wicklow waren.
Er schmiedete Mitte der 80er Jahre die „Irish Parliamentary Party“ aus den „Home Rulern“.
Es wurde eine landesweite Wahlorganisation aufgebaut. Die Kandidaten waren durch eine innere Disziplin in einem Maße gebunden, wie keine der beiden großen britischen Parteien. Ihre Obstruktionspolitik lenkte die Aufmerksamkeit des Parlaments auf sie.

Aufgrund seiner Kontakte mit den „Fenier“ engagierte sich Parnell auch in der „Irisch National Land League“, welche er 1879 mit Michael Davitt gegründete hatte. Davitt war der genaue Gegensatz zu Parnell: Sohn eines Pachtbauern im County Mayo, welcher 1850 zwangsgeräumt worden waren. Einen gerechten Pachtzins, dauerhafter Pachtbesitz und freie Veräußerlichkeit des Nießbrauchs an einem Pachtobjekt waren die Ziele der Landliga.

Der daraus entstandene Landkrieg war die Wiederaufnahme einer alten Tradition ländlicher Gewalt, wenn sie sich auch diesmal auf ganz konkrete Agrarreformen konzentrierten.
Gegen die Gutsbesitzer und ihrer Verwalter wurden sämtliche gebräuchlichen Methoden angewandet, auf welche die Londoner Regierung mit einer Mischung aus Zwang und Entgegenkommen reagierte.
Das Landgesetzt von 1881 verankerte schließlich das Prinzip des Nießbrauchs des Pachtbauern an seinem Pachtbesitz und richtete Schlichtungsgerichte ein.
Ein Gesetz von 1885 beschleunigte den bereits 1881 initiierten Prozess des Landerwerbs, in dem günstige Darlehen an kaufwillige Bauern eingeräumt wurden.

Ein Höhepunkt wurde 1903 mit einem Gesetzt, welches ausgedehnte Flächen Land von den Großgrundbesitzern auf ihre Pächter übertrug, erreicht.
Die einstige Landnahme Cromwells war rückgängig gemacht worden.


Parnells Bündnis mit Davitt brachte die irische Landfrage vor das britische Unterhaus.
Auch „Home Rule“ wurde ab 1885 zur brennenden Frage. So wurde 1886 ein Gesetzesentwurf zur irischen Selbstregierung („Home Rule Bill“) von Gladstone vorgelegt. Dadurch brachte er seine eigene Partei zum Fall, worüber schließlich die Regierung stürzte.

Die irische Selbstregierung stand auf der Tagesordnung.
In Großbritannien war es nur noch eine Frage der Zeit bis die Liberalen wieder an die Macht kämen.
In Irland war Parnell inzwischen nahezu allmächtig: er hatte eine Furcht gebietender Organisation als einst O’Connell aufgebaut, war auf dem besten Weg die Landfrage zu klären und hatte die katholische Kirche auf seiner Seite.
Das Volk verehrte ihn als den ungekrönten König Irlands.
Über den Norden wusste er dennoch genau so wenig Bescheid wie schon O’Connell.

Durch die „Home Rule Bill“ von 1886 waren die Ulster Protestanten elektrisiert.
Sie gründeten 1886 die „Irish Unionist Party“. Das protestantische Ulster setzte dem nationalistischen Vormarsch so viel Widerstand entgegen wie eh und je.

1920 kam es erneut zur Spaltung des Landes.
Parnell wurde das Genick letztendlich jedoch nicht durch Ulster sondern eine Ehebruchsaffäre, in die er selbst verwickelt war gebrochen. Parnell wurde als Ehebrecher aufgedeckt und die katholische Hierarchie wendete sich gegen ihn.
Die nationalistische Parlamentsabgeordneten wussten nicht zu wem sie stehen sollten: zu dem Bündnis mit den Liberalen (was ihnen „Home Rule“ bescheren würde), zu den katholischen Bischöfen (mit ihrer ungeheurer moralischer Autorität), oder doch zu Parnell (welcher sie nach oben geführt hatte)? Die Entscheidung fiel auf die Liberalen und die Bischöfe.
Dies war die wohl bitterste Spaltung in der politischen Geschichte Irlands.

Alle versuche Parnells Boden zurückzugewinnen blieben erfolglos.
Nicht von robuster Gesundheit gesegnet starb Parnell im Oktober 1891 im Alter von 45 Jahren.
Sein Sturz vergiftete das Klima des nationalistischen Irlands auf Jahrzehnte.


Parnells Sturz trat zeitgleich mit der kulturellen Erneuerung des nationalistischen Irland zusammen, Agrar- und Verfassungspolitik hatten sie in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts beschleunigt.
Es entstand eine nationalistische Mittelschicht.
1893 gab es eine Bewegung zur Wiederbelebung der gälischen Sprache.
Das Studium der irischen Geschichte wurde mit Eifer betrieben.
1884 wurde der gälische Sportverband (GAA: Gaelic Athletic Association), eine neue bedeuten Massenorganisation gegründet. Sie förderte die einheimischen Sportarten wie das gälische Fußball und das Hurling. Sie erfreute sich großer Beliebtheit und war bald in jeder Gemeinde des nationalistischen Irlands vertreten.
Die GAA vertrat von Anfang an einen aggressiven Nationalismus, zählte sie doch unter ihren führenden Persönlichkeiten „Fenier“ und deren Sympathisanten. Sie unterschieden sich von den „Fenier“ durch große Beliebtheit, glich ihnen jedoch in ihrer radikalen Politik und ihres konspirativen Argwohns gegen Außenseitern.

Die „Irish Parliamentary Party“ gewann nach der Wiedervereinigung unter John Redmond zunehmend Einfluss.
Wohingegen niemand der nationalistischen Gruppe „Sinn Féin“, welche 1905 von Arthur Griffith gegründet wurde viel Bedeutung schenkte. Sie war für eine verfassungsgebende Versammlung in Dublin mit dem Ziel einer Doppelmonarchie anstelle von irischen Abgeordneten in London.

1910 konnte Redmond eine „Home Rule Bill“ heraushandeln. 1912 wurden die „Home Rule Bill“ schließlich dem britische Unterhaus vorgelegt.
Dies führte unter den Ulster Protestanten zu einer ungeheuren Massenmobilisierung unter Edward Caison und James Craig.
400.000 Bewohner Ulsters unterzeichneten einen feierlichten Pakt gegen die irische Selbstregierung. Die „Home Rule Bill“ wurden im September 1914 während in Europa bereits Kriegszustand herrschte verabschiedet.
Ihre Durchführung aber für die Dauer des Konfliktes ausgesetzt.

Unterdessen kämpften Nationalisten für die Rechte unterdrückter Nationen und Unionisten für das britische Weltreich. 40.000 starben hierbei, jene die zurückkehrten sollten trafen in einem völlig umgekrempelten Irland ein.


Redmond gelobte der britischen Kriegsanstrengung die Unterstützung des nationalistischen Irlands, als der 1. Weltkrieg ausbrach. Ihm blieb nach Erlangung der „Home Rule“ nichts anderes übrig, wenn er nicht als Verräter dastehen wollte.
Seine Entscheidung führte jedoch zur Spaltung der eben erst gegründeten nationalistischen Miliz der „Irish Volunteers“.
„National Volunteers“ waren von nun an alle, welche Redmond folgten. Die abweichende Minderheit blieb beim alten Namen. Sie waren im Grunde Separatisten. Innerhalb dieser Minderheit gab es eine weitere kleine Minderheit, die „Irisch Republikanische Brüderschaft“.
Die „Fenier“ waren wieder auferstanden.

Während Großbritannien im Krieg stand bereiteten sie unter der Führung von Thomas J. Clake, Sean MacDermott und Patrick Pearse eine bewaffnete Erhebung vor.
Auf der suche nach Waffenhilfe sandten sie nach Deutschland.
James Connolly und seine winzige Bürgermiliz „Irish Citizen Army“ wurden in ihren Pläne eingeweiht, nicht jedoch die offizielle Führung der „Irish Volunteers“. 14. April 1916, Ostermontag, besetzten sie schließlich eine Reihe öffentlicher Gebäude in Dublins Zentrum.
Das Hauptpostamt wurde zu ihrem Hauptsitz. Dort hissten sie die Trikolore der Irischen Republik und Patrick Pearse verlas die Proklamation vor dem Hauptportal. Die Proklamation appellierte an die ungebrochene Tradition nationalistischen Aufbegehrens, welches die „Fenier“ des Jungen Irland, Robert Emmet und 1798 umfasste.
Diese Reihe der Vorläufer war nicht schrecklich vielversprechend, drei Farcen, eine Tragöde, versahen jedoch den Aufstand mit einer plausiblen und emotionale geladenen Ahnentafel.
Der Aufstand selbst war weder Tragödie noch Farce. Die freiwilligen kämpften fair und ehrenvoll in diesem einwöchigen Aufstand.
Die Briten zerschossen einen Teil der Innenstadt. Als der Aufstand zusammengebrochen war, wurden 16 seiner Führer von ihnen hingerichtet.
Aus britischer Sicht war dies folgerichtig, hatte doch Irland den Gegner, mit welchem man in einem tödlichen Krieg war, um Hilfe ersucht.
Dennoch war die Hinrichtung eine törichte Handlung, gegen diese viele lautstark protestierten.
Außerdem bescherte sie dem irischen Nationalismus neue Märtyrer, welche überall gefeiert werden sollten.

„Eine Nation braucht Poesie, Helden, bedeutende Männer und Frauen, um sich ihrer selbst zu vergewissern und sich mit jenem Stolz und jener Zielstrebigkeit auszustatten die alleine ihre unabhängige Existenz verbürgen. Das ist das Vermächtnis der Toten von 1916 an die irische Nation.“
Dass der Aufstand ein undemokratisches revolutionärer Putsch gewesen ist, war schnell vergessen. Stattdessen gedachte man der Märtyrer.
Pearse galt noch mindestens 2 Generationen später als Ikone. Er wurde das Ideal des neuen Irland.
Die Legitimität britischer Herrschaft wurde durch den Osteraufstand 1916 und vor allem die Hinrichtung immer stärker geschwächt. Der Boden für die folgende Reformation wurde bereitete.


Die Führung der „Sinn Féin“ ging von Arthur Griffith auf Eamon de Valera, er war der ranghöchste überlebende der Kommandanten von 1916, über.
Unterdessen drohten die Briten mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, um den Verlust an Soldaten an der Westfront auszugleichen. Trotz dass die Drohung nie war gemacht wurde, reichte sie doch um alle Schattierungen des nationalistischen Irland in heftiger Opposition zu vereinen.

Nach Ende des 1. Weltkrieges im November 1918 wurden allgemeine Wahlen ausgeführt.
In Ulster fiel die Wahl auf die Unionisten, außerhalb Ulsters war die alte Nationalistische Partei (6 Sitze) von der „Sinn Féin“ (73 Sitze) beiseite gefegt worden. „Sinn Féin“ verfolgte die alte Politik und nahm die Sitze im britischen Parlament nicht wahr. Berief stattdessen das „Dáil Eireann“ ein. Die gewählten Parteimitglieder traten am 21. Januar 1919 das erste Mal zusammen.

Noch am selben Tag brach der Unabhängigkeitskrieg aus. Innerhalb der nächsten 2,5 Jahre fochten die „Irish Volunteers“, welche inzwischen „Irisch Republikanische Armee“ (IRA) genannt wurden, einen Feldzug gegen die Streitkräfte der britischen Krone.
Inszeniert wurde der Unabhängigkeitskrieg von Michael Collins (einem jungen Mann aus Cork).
Die Briten reagierten mit bewaffneten und undisziplinierten Hilfspolizisten, welche sie auf die Zivilbevölkerung losließen.

Die Insel war inzwischen geteilt worden.
Die 6 am meisten protestantischen Grafschaften des Nordostens erhielten „Home Rule“. Dies waren ironischer weise jene, die es am wenigste wollten.
Die Ulster Unionisten hatten das glänzend gespielte Spiel um die Macht gewonnen.

Im Süden tobte noch immer der Unabhängigkeitskrieg. In weiten Teilen des Landes kontrollierte die „Sinn Féin“ alles. Sie hatte eine alternative Verwaltung mit Gerichtsbarkeit und Polizeiwesen aufgebaut.

Im Dezember 1921 kam der Waffenstillstand gefolgt vom Anglo-Irischen Vertrag.
Als Artuhr Griffit und Michael Collins als Unterhändler der „Sinn Féin“ zurück kehrten und nur den Status eines Dominion für die 26 Countys herausschlagen konnten, erklärte Eamon de Valera den Vertrag als nichtig.
Der „Dáil“ und das Volk unterstützten die Vereinbarung.
„Sinn Féin“ und die IRA spalteten sich, worauf ein kurzer und hassgeladener Bürgerkrieg folgte. Dieser forderte Griffith und Collins Leben.

Der neue Staat wurde gegründet, nach dem die Vertragsbefürworter siegten. Auf dem Stadtschloss in Dublin wurde erstmals die Trikolore des befreiten Irland gehisst.


Durch die Teilung des Landes wurde endlich eine historische Realität anerkannt.
Im Grunde verlief die Trennungslinie entlang der Grenze der britischen Eroberung.
Einzig in Ulster gab es eine Bevölkerungsgruppe welche sich britisch fühlte. Diese Bevölkerung beanspruchte nur so viel Ulsters, wie sie auch sicher beherrschten konnten.
Das übrige Irland wurde zum Irischen Freistaat, welcher der Teil, der zur Zeit der Reformation, Katholische geblieben war.

Der Verwandlungsprozess von Freistaat zur Republik dauerte noch bis 1949 an.
Zuerst wurde die Politik von William Cosgrave bestimmt. Später wurde Cosgrave der Nachfolger von Griffith und Collins von Eamon de Valera abgelöst.
Die „Fianna Fáil“, die von Valera gegründete Partei stand in der Tradition O’Connells und Parnells. Sie war eine nationale Massenpartei und beherrschte die Politik seit der Gründung der Republik.

Während der ersten 40 Jahre war man vor allem, darauf bedacht den Unterschied zu Großbritannien auszudrücken und seine Unabhängigkeit zu garantieren.
So blieb man auch während des 2. Weltkrieges immer neutral.

Das unabhängige Irland war konformistisch. Der Staat versuchte hinter einer Mauer von Schutzzöllen irische Unternehmen aufzubauen. Kurzfristig hatte diese Strategie auch erfolgt. Bereits gegen Ende der 50er Jahre drohte jedoch der wirtschaftliche Zusammenbruch durch Übersubventionierung und Ineffizienz.

Trotz all seiner Schwächen verfügte der irische Staat über politische Legitimität, was es zuvor in Irland Jahrhunderte lang nicht gegeben hatte.

Die Katholiken waren mit ihrem Triumph im Süden so zufrieden, dass der historische Streit mit der kleinen protestantischen dort lebenden Minderheit beigelegt wurde.

Im Norden war die Lage nicht ganz so einfach, 40% der dort lebenden Bevölkerung war katholisch und diese träumte davon, dass eines Tages die Teilung des Landes aufgehoben werden könne.
Die Unionisten reagierten auf diesen Traum jedoch nur mit Diskriminierung am Arbeitsplatz und in der Wohnpolitik, sowie der Herabsetzung der nordirischen Nationalisten zu Bürgern zweiter Klasse.
Etwa 50 Jahre später herrschte nervöse Ruhe in der protestantischen Provinz. Als Teil des vereinigten Königreiches standen sie potentiell deutlich besser da, als der Süden. Trotz allem waren die nordirischen Protestanten immer chronisch verunsichert und voller Angst vor dem inneren Feind.


Nach einer großen Auswanderungswelle in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, orientierte sich die Republik mehr an der Außenwelt und war so offen für Modernisierung.
Außerdem wollte sie der europäischen Gemeinschaft beitreten, im Jahre 1972 wurde der Beitritt schließlich vollzogen.
Der gebildete Mittelstand Irlands träumte vom Irland, welches ein Teil Europas war: reich, urban und ohne alte Leidenschaften.

Der im Oktober 1968 ausgebrochene nordirische „Trouble“ machte jedoch einen Strich durch die Rechnung. Eine Bürgerrechtskampagne strebte Reformen an. Sie forderten die Beendigung der Diskriminierung im Wahlrecht, und die Zuteilung von Sozialwohnungen nach Bedarf und nicht nach Konfession.
Die meisten Protestanten sahen die Bürgerrechte als Nationalismus an.
Bürgerrechtsversammlungen endeten nicht selten in Gewalt.

Im Sommer 1969 artete die Situation aus. Katholische Arbeiter erhoben sich gegen Polizei und Staat. Die IRA lebte als politische Miliz zur Verteidigung der katholischen Ghettos wieder auf, nachdem sie Jahrelang untätig war. Aus der Verteidigung wurde jedoch schon bald eine Terrorkampagne, die den Abzug der Briten aus Nordirland forderte.

Die meisten Bürgerrechtsforderungen wurden letztendlich erfüllt.
Von 1972 bis 1998 wurde nach der Auflösung des Parlaments in Belfast direkt von London aus regiert.
Die IRA führte ihre Terrorkampagne bis zur Waffenruhe 1994. Nach kurzer Rückkehr zur Gewalt führte die 2. Waffenruhe 1998 zum Belfaster Abkommen, welches von beiden Regierungen und den meisten der nordirischen Parteien unterzeichnet wurde.
Kurzzeitig gab es wieder eine Übergangsregierung in Belfast. Durch gegenseitiges Misstrauen und Beschuldigungen platzte dieses Experiment 2002 jedoch wieder.

Inzwischen entwickelte sich die Republik danke eines Wirtschaftsbooms ab 1995 zum „Celtic Tiger“. Das lange Zeit bitterarme Irland, war jetzt ein reiches Land. Dieser Wandel ging einher mit dem Kollaps der katholischen Autorität, verursacht durch horrende Skandale innerhalb der Kirche.

Die Republik ist nun eine neue Gesellschaft im Wandel.
Nordirlands Gesellschaft hingegen ist geteilt und hat eine sehr zerbrechliche Vertrauensbasis.

 



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